Haarausfall

Unser äußeres Erscheinungsbild wird maßgeblich von den Haaren bestimmt. Es ist daher nur zu verständlich, dass Störungen des Haarwachstums und der Haarstruktur das Selbstwertgefühl beeinträchtigen können. Dennoch musste manche Haarkrankheit bis vor wenigen Jahren schicksalhaft hingenommen werden, da die Krankheit weder eindeutig diagnostiziert noch erfolgreich therapiert werden konnte.
Diese Situation hat sich inzwischen grundlegend geändert. So gehört die effektive Behandlung des verminderten Haarwachstums und des Haarausfalls zu den größten Erfolgen der modernen Dermatologie.
Aufgrund der rasanten Fortschritte in Diagnostik und Therapie haben sich Krankheiten der Haare zu einer Spezialdisziplin in der Dermatologie entwickelt.
Gegen Haarausfall gibt es viele Arzneien mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Die Kunst besteht darin, genau die Arznei auszuwählen, die am besten geeignet ist, den Haarausfall zu stoppen und das Haarwachstum wieder anzuregen.
Um die Diagnose zu sichern, die passende Therapie festzulegen und den Therapieerfolg zu kontrollieren, ist eine genaue Haaranalyse (Trichogramm) empfehlenswert. Bislang mussten für eine solche mikroskopische Haaranalyse Haarbüschel ausgerissen werden. Neuerdings ist es möglich, die Haaranalyse mit einer computergestützten Kamera (Trichoscan) direkt auf der Kopfhaut vorzunehmen. Das Verfahren ist völlig schmerzfrei.
Der kreisrunde Haarausfall, die Alopecia areata, ist gekennzeichnet durch kreisrund oder oval geformte Kahlstellen auf der Kopfhaut. Meist sind der Hinterkopf und die seitliche Kopfregion betroffen. Seltener kommt es auch zu einem Verlust der Augenlider, Wimpern und Barthaare oder wie bei dem Schauspieler Yul Brunner sogar zu einem Ausfall aller Kopf- und Körperhaare. Die Alopecia areata kann bei beiden Geschlechtern und schon im Kindesalter auftreten. Die Haarbälge werden durch eine Fehlregulation des Immunsystems von den körpereigenen Entzündungszellen angegriffen und zerstört. Stress und Umweltbelastungen mögen fördernd wirken, spielen jedoch keine entscheidende Rolle. Die Behandlung der Alopecia areata ist schwierig, aber nicht aussichtslos. Durch die inzwischen zur Verfügung stehenden äußerlichen und innerlichen Behandlungsverfahren kann bei mehr als 80% der Betroffenen eine Wiederbehaarung erreicht werden. Wichtig ist, dass die Behandlung möglichst frühzeitig einsetzt und von entsprechend erfahrenen Dermatologen durchgeführt wird.
Vorzeitiger Haarausfall ist dadurch gekennzeichnet, dass täglich mehr als 80 bis 100 Kopfhaare ausgehen. Diese häufigste Form des Haarausfalls, die androgenetische Alopezie genannt wird, beginnt bei Männern meist mit Geheimratsecken und kann sich über Stirn und Haarwirbel bis zu einer vollständigen Glatze ausweiten. Entgegen der landläufigen Meinung sind Frauen ebenfalls betroffen. Hier tritt die androgenetische Alopezie jedoch oft erst nach den Wechseljahren in Erscheinung und führt nur selten zur Kahlköpfigkeit. Verantwortlich für den Haarausfall sind neben einer erblichen Veranlagung die männlichen Sexualhormone oder Androgene. Die Behandlung war bis vor wenigen Jahren enttäuschend, sodass sich mancher mit seiner Glatze abfinden musste. Inzwischen verfügt die Dermatologie jedoch über Therapiemaßnahmen, die den Haarausfall bei Mann und Frau effektiv stoppen und sogar zu einer Wiederbehaarung führen können. Vor dem Einsatz der neuem Therapeutika muss die Diagnose einer androgenetischen Alopezie gesichert werden