Haut und Vitamin D

Vitamin D zur Prophylaxe und Therapie

Eigentlich ist Vitamin D ein Hormon, das keineswegs nur für gesunde Knochen sorgt. Es kann vorbeugend und heilend auf diverse Organe und Erkrankungen einwirken. Unter unseren Lebensbedingungen kann eine ausreichende Menge von Vitamin D im Körper nur durch medikamntöse Gabe oder mittels künstlicher oder natürlicher UVB-Strahlung erreicht und aufrecht erhalten werden. In einer groß angelegten Studie des Berliner Robert-Koch-Instituts (B. Hinzpeter u.a.) zeigte es sich, dass mehr als dreiviertel der Untersuchten weniger Vitamin D als empfohlen aufnahmen. Etwa bei der Hälfte der Untersuchten lag Vitamin-D-Mangel vor.

Als Vitmanin-D-Winter werden diejenigen Tage zusammengefasst, an denen bei klarem Himmel die auf die Erdoberfläche auftreffende Sonnenstrahlung nicht ausreicht, um überhaupt Vitamin D entstehen zu lassen. Der Vitamin-D-Winter dauert südlich von Neapel 27 Tage, in München 98 Tage, in Berlin 125 Tage und auf Rügen 135 Tage.

Bei Verdacht auf Vitamin-D-Mangel sollte zunächst dessen Gehalt (1,25-Vit-D) im Blut bestimmt werden. Zur Behandlung sind beispielsweise Tabletten wie Dekristol geeignet und zugelassen.

In dermatologischen Praxen werden Erkrankungen wie Neurodermitits (atopisches Ekzem), Schuppenflechte (Psoriasis) oder Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) und andere nicht selten mit UVB-Strahlen behandelt. Dabei wird der Vitamin-D-Gehalt des menschlichen Körpers gewissermaßen nebenbei in den empfohlenen Bereich gebracht.

Text: H. Meffert, 01/2013

UVB 311 nm gegen winterlichen Vitamin D- Mangel
In einer soeben im hoch angesehenen British Journal of Dermatology veröffentlichten Untersuchung* wurde gezeigt, dass ein Mangel an Vitamin D durch eine Bestrahlung mit hautschonendem UVB 311 nm kuriert werden kann. Besonders bemerkenswert an dieser Untersuchung ist, dass
* fast 90% der gesunden finnischen Frauen, an denen die Untersuchung durchgeführt wurde, vor Bestrahlung einen nicht bekannten erniedrigtem Blutspiegel für Vitamin D aufwiesen,
* sich der Blutspiegel bereits nach 7-tägiger Bestrahlung signifikant gebessert oder sogar normalisiert hatte, und
* eine Bestrahlung nur des Gesichts und der Arme eine ähnlich positive Wirkung wie eine Bestrahlung des ganzen Körpers hatte.
Vitamin D spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Kalziumsspiegels und des Knochenbaus, wird jedoch nur zu einem kleinen Teil mit der Nahrung aufgenommen. Ungefähr 90 % des Bedarfes werden mit Hilfe des UVB-Anteils im Sonnenlicht in unserer Haut gebildet. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass gerade im Winter immer mehr Menschen einen Mangel für Vitamin D aufweisen. Eine kurz dauernde Teilkörper-Bestrahlung mit UVB 311 nm scheint eine gute Möglichkeit für die Therapie und Prophylaxe eines Vitamin D-Mangels.
Vähävihu K. und Mitarbeiter: Narrow-band UVB course improves vitamin D balance in winter. Br. J. Dermatol., online, 2010.
Text: G. Kolde, 02/2010

Das Oskar-Helene-Heim, die UV-Strahlen und der Vitamin-D-Mangel
Vielleicht haben Sie sich schon einmal so Ihre Gedanken über die für eine U-Bahn-Station ungewöhnlichen Bezeichnung Oskar-Helene-Heim gemacht. Es war das Fabrikantenehepaar Pintsch, das im Jahre 1909 den Bau des berühmten Krankenhauses mit einer Spende von einer halben Million Mark ermöglichte und ihm in aller Bescheidenheit nur seine Vornamen übereignete. Im Oskar-Helene-Heim zur Heilung und Erziehung gebrechlicher Kinder in Berlin-Dahlem entdeckte der junge Stationsarzt Kurt Huldschinsky im Jahre 1919 die heilende Wirkung künstlicher UV-Strahlung (Höhensonne) wie auch des Sonnenscheins bei Rachitis. Erst Jahre später erkannte man, dass die heilende Wirkung der UV-Strahlen durch das unter UV-Einwirkung entstehende Vitamin D vermittelt wird.
Bekanntlich ist die ausreichende Versorgung mit Vitamin D eine unabdingbare Voraussetzung für den Einbau von Kalzium und damit für die Festigkeit unserer Knochen. In letzter Zeit häufen sich Berichte über die etwa die Hälfte unserer Bevölkerung betreffende Unterversorgung mit Vitamin D. Risikofaktoren sind vor allem
* Vitamin-D-arme Kost
* sonnenscheinarme Regionen wie in Mittel- und Nordeuropa
* dort insbesondere die Monate November bis März
* freiwilliges oder unfreiwilliges Meiden des Aufenthalts in der Sonne
* höheres Lebensalter, aber auch Schwangerschaft, Stillzeit und Säuglingsalter
* dunkle Hautfarbe.
Vitamin D ist das Aschenputtel unter den Vitaminen. Selbst viele nach gesunder  Ernährung Strebende wissen nicht, dass fettarme Lebensmittel wie Obst und Gemüse praktisch kein Vitamin D enthalten. Nur etwas besser ist es um den Gehalt von Eiern und fettem Käse bestellt. Auch Milch und magere Milchprodukte enthalten wenig Vitamin D, wohl aber das für die Knochenfestigkeit ebenfalls unverzichtbare Kalzium. Größere Vitamin-D-Mengen sind in Fischen enthalten, leider nur in sehr fetten Fischen wie Matjeshering oder Aal. Noch größere Mengen enthalten Dorschleber und Lebertran, die nicht gerade zu unserer Alltagsnahrung zählen. Gerade wer sich kalorienbewusst und natürlich, d. h. auch ohne industriell erzeugte Supplemente, ernährt, läuft Gefahr, zu wenig Vitamin D zu sich zu nehmen.
Vitamin D kann mehr als Knochen stärken. Es ist unerlässlich für den Gesundheitszustand von Muskeln, sehnen und Gelenken, ver- oder behindert die Entstehung einiger Krebse, von multipler Sklerose, Typ1 der Zuckerkrankheit, einigen rheumatischer Erkrankungen und Bluthochdruck und es vermindert bei Älteren die Häufigkeiten von Stürzen.
Unsere Kost kann den Vitamin-D-Bedarf nicht decken. Deshalb sollten wir regelmäßig in die Sonne gehen. Wie lange ist heftig umstritten. Wir hoffen, Ihnen bald genaue Angaben machen zu können.
Text: H. Meffert

Sonnenschein, künstliches UV und Vitamin-D-Mangel
Bekanntlich ist die ausreichende Versorgung mit Vitamin D eine unabdingbare Voraussetzung für den Einbau von Kalzium und damit für die Festigkeit unserer Knochen. In letzter Zeit häufen sich Berichte über die teils dramatische Unterversorgung breiter Kreise der Bevölkerung mit Vitamin D. Risikofaktoren sind vor allem
* Vitamin-D-arme Kost
* sonnenscheinarme Regionen wie in Mittel- und Nordeuropa
* nördlich des Äquators die Monate November bis März
* freiwillige oder unfreiwillige Sonnenkarenz, beispielsweise in Altenheimen
* höheres Lebensalter, aber auch Schwangerschaft, Stillzeit und    Säuglingsalter
* dunkle Hautfarbe.
Das Aschenputtel unter den Vitaminen
Vitamin D ist fettlöslich. Selbst viele um eine gesunde Ernährung Bemühte wissen nicht, dass fettarme Lebensmittel wie Obst und Gemüse nur sehr wenig oder kein Vitamin D enthalten. Etwas besser ist es um den Gehalt von Eiern (60 IE/Stück) und fettem Käse bestellt. Milch und magere Milchprodukte enthalten wenig Vitamin D. Dafür aber das für die Knochenfestigkeit ebenfalls unverzichtbare Kalzium. Optimale Vitamin-D-Mengen sind in Fischen enthalten, leider nur in fetten Fischen wie Matjesheringen (440 IE/50 g). Noch größere Mengen kommen in Fischleber und Lebertran, die nicht gerade zu unserer Alltagsnahrung zu zählen, vor. Gerade wer sich kalorienbewusst und natürlich – d. h. auch ohne industriell erzeugte Supplemente – ernährt, läuft Gefahr, sehr wenig Vitamin D zu sich zu nehmen.
Soeben war von optimalen Vitamin-D-Mengen die Rede. Selbst das ist nur näherungsweise bekannt. Namhafte Experten sind der Meinung, dass der optimale Vitamin-D-Serumspiegel mindestens 80 nMol/L (20-110 nmol/l bzw. 9-38 ng/ml) betragen sollte. Wieviel Vitamin D muß ich täglich mit der Nahrung aufnehmen, um einen Serumspiegel von 80 nMol/L zu erreichen und aufrecht zu erhalten? Diese klare Frage kann erstaunlicherweise nicht mit einer Zahl beantwortet werden. Das ist für ein Vitamin ungewöhnlich. Auch in der neueren Literatur finden sich Angaben wie „… die tägliche Aufnahme von 700-1000 IE könnte 50 % der Bevölkerung auf 80 nMol/l bringen.“ Was geschieht mit der anderen Hälfte der Bevölkerung?
Vitamin D kann viel mehr
Ungeachtet dieser Wissenslücken sprechen vor allem epidemiologische Befunde dafür,  dass Vitamin D die Muskelgesundheit verbessert, die Sturzhäufigkeit Älterer vermindert und sich günstig auf die Häufigkeit von Kolonkarzinomen und weiterer Karzinome, von multipler Sklerose, Typ-I-Diabetes, Osteoarthritis, Erkrankungen des Parodotium und der Bluthochdruckkrankheit auswirkt.
Auf molekularbiologischer Ebene wurden Vitamin-D-Rezeptoren, Verknüpfungen mit dem Immunsystem und eine Vielzahl möglicher Wirkmechanismen gefunden. Eine generelle Wirkung scheint das Umschalten des Zellstoffwechsels von Proliferation auf Differenzierung zu sein. Anwendungen zur Psoriasistherapie wie auch zum Bremsen der Krebsentstehung und -ausbreitung liegen auf der Hand.
Ultraviolette Strahlen und Vitamin D
Vitamin D kann auch nach Einwirkung ultravioletter (UV) Strahlen auf die Haut entstehen. Das Wirkmaximum liegt im UVB. Die heilende Wirkung künstlicher UV-Strahlung (Höhensonne) auf Rachitis wurde 1919 im Berliner Oscar-Helene-Heim erkannt. 1982 wurden Ergebnisse publiziert, wonach im Sommer die zweimal wöchentliche Besonnung von 5 % der Hautoberfläche über etwa 20 Minuten einer täglichen Nahrungsaufnahme von 430 IE Vitamin D äquivalent sein soll.
Wegen neuerer Erkenntnisse über günstige Vitamin-D-Wirkungen sponserte die Amerikanische Akademie für Dermatologie unlängst eine Konferenz, auf der zeitgemäße Empfehlungen zum erforderlichen Vitamin-D-Spiegel gegeben werden sollten. Außerdem sollte das Risiko-Nutzen-Verhältnis bei der Anwendung natürlicher und künstlicher UV-Strahlung zur Vitamin-D-Versorgung bewertet werden. In einem Konsenspapier (J Am Acad Dermatol 2005; 52: 868-876) wurde festgestellt, dass die gegenwärtige amerikanische Kost allein oft nicht genüge, um die empfohlenen Serumspiegel zu erreichen. Das könne durch den Verzehr besonderer, mit Vitamin D angereicherter Lebensmittel oder preiswerter Supplemente geschehen. Allerdings seien dann mit Problemen hinsichtlich anhaltender Compliance zu rechnen, wie auch mit  Überdosierungen und Interaktionen mit anderen Komponenten.
Einige, wenn auch nicht alle Studien hätten gezeigt, dass für viele Menschen das gegenwärtig übliche Ausmaß gelegentlicher UVB-Expositionen nicht ausreiche, um den erwähnten Serumspiegel von 80 nMol/l zu gewährleisten. Wegen der bekannten Nebenwirkungen – Lichtalterung und Krebsenstehung – sei natürliches oder künstlich erzeugtes UVB jedoch nicht als eine Hauptquelle für Vitamin D zu empfehlen. Wer wegen seines niedrigen Vitamin-D-Spiegel besorgt sei, solle idealerweise während des gesamten Jahres Vitamin-D-Supplement zu sich nehmen und properen Sonnenschutz betreiben.
Auf der erwähnten Konferenz fand auch eine Breakout Session statt, auf der das Risiko-Nutzen-Verhältnis von UV-Bestrahlungen zum Erreichen eines adäquaten Vitamin-D-Serumspiegels diskutiert wurde. Auf die Veröffentlichung dieser Diskussion dürfen wir gespannt sein. Könnte eine sehr niedrig dosierte UV-Bestrahlung größerer Hautflächen eine akzeptable Alternative für Risikopersonen darstellen?
(H. Meffert, E. Rowe, Dermaforum 2005)